„Die Auswirkungen von ungelöstem Trauma können verheerend sein. Es kann unsere Gewohnheiten und unsere Einstellung
zum Leben beeinflussen, was zu Suchtverhalten und schlechten Entscheidungen führen kann. Es kann sich negativ auf unser
Familienleben und zwischenmenschliche Beziehungen auswirken. Es kann echte körperliche Schmerzen, Symptome und
Krankheiten auslösen. Und es kann zu einer Reihe von selbstzerstörerischen Verhaltensweisen führen.“ Peter A. Levine
TRAUMA, PTBS, komplexe PTBS, anhaltende Trauerstörungen, reaktive Bindungsstörungen
Ein Trauma bezeichnet eine schwere seelische oder körperliche Verletzung, die durch ein extrem belastendes oder bedrohliches
Ereignis ausgelöst wird. Psychisch hinterlässt ein Trauma oft tiefe emotionale Narben, die ohne angemessene Verarbeitung
langfristige Folgen haben können. Es geht dabei um das Erleben plötzlicher, intensiver oder anhaltender äußerer und/ oder innerer Bedrohungen. Diese gehen oft mit Gefühlen von Todesangst, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Schutzlosigkeit sowie häufig mit körperlichem Schmerz und Verletzungen einher.
Laut Francine Shapiro kann ein Trauma auch durch Ereignisse wie Erschrecken, Demütigungen, große Peinlichkeit, Scham
und Hilflosigkeit ausgelöst werden. Hierzu gehören beispielsweise emotionale Misshandlungen, die durch fortgesetzte, heftige
verbale Abwertungen oder Drohungen geprägt sind und als unausweichlich empfunden werden.
Mögliche traumatische Ereignisse
Ein Trauma kann durch eine Vielzahl von bedrohlichen Ereignissen entstehen, bei denen die betroffene Person entweder selbst
existenziell bedroht ist oder Zeuge solcher Erlebnisse wird, wie zum Beispiel:
• Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tornados, Feuer oder Überschwemmungen
• Verkehrsunfälle (Zug-, Flugzeug-, Schiffsunglücke)
• Schwere Krankheiten
• Sexuelle und körperliche Gewalt, Folter
• Gewaltverbrechen
• Emotionale und körperliche Vernachlässigung oder Misshandlung (Bindungstrauma)
• Plötzlicher Verlust von nahestehenden Personen oder sozialer Sicherheit
Welche Symoptome und Traumafolgen können auftreten ?
• Angst, Panikattacken, Unruhe, Getriebenheit, Hektik
• „Flashbacks“ Aufblitzen traumatischer Bilder / Sinneseindrücke
• Depression, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Stumpfheit („Leere“)
• Gereiztheit, Ärger, Wut
• Selbstzweifel, Selbsthass, Selbstverletzendes Verhalten (SVV),
• Suizidalität
• Rückzug bis zur Isolation
• zahlreiche körperliche Beschwerden
• Zwangsgedanken, Grübeln, Gedankenschleifen
Danach „ist nichts mehr, wie es war.“
Die Folgen des Traumas
• Intrusion: Symptome, die eine erzwungene Nähe zum Trauma herstellen
• Konstriktion: Symptome, die die Nähe zum Trauma vermeiden
• Dissoziative Zustände, Dissoziation, Depersonalisation, Derealisation• Physiologische Übererregung: Herzrasen, Atemnot, innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Hypervigilanz (übermäßige
Wachsamkeit), Konzentrationsstörungen, Kraftlosigkeit, Leistungsversagen, Schmerzen, Taubheitsgefühle und Starrezustände.
Diese Sympthome können auch in Form von sogenannten „somatoformen“ auftreten, bei denen sich seelische Belastungen körperlich äußern.
Behandlung von (komplexen) Traumafolgestörungen als möglichst achtsamer und behutsamer Prozess
Eine wichtige Frage kann sein: Welches der Symptome könnte ein Teil einer traumatischen Situation, oder
einer Reaktion darauf sein?
Die Behandlung von Traumata erfordert ein besonders sensibles Vorgehen. Traumatisierte Menschen benötigen zunächst viel Sicherheit,
Stabilität und den Aufbau von inneren Ressourcen, bevor sie in der Lage sind, das eigentliche Trauma zu bearbeiten.
Achtsame Kommunikation und der Einsatz von Metaphern erleichtern dabei den Austausch und das Verarbeiten des Erlebten.
Der bekannte Traumaforscher Gabor Maté beschreibt es treffend: „Trauma ist nicht das, was dir passiert ist, sondern das, was danach
geschieht. Wir reagieren nicht auf das Ereignis selbst, sondern auf unsere Wahrnehmung davon. Trauma entsteht, wenn wir
auf die Vergangenheit reagieren.
Es kommt also darauf an, wie der Mensch das Erlebte verarbeitet und ob er in dieser Phase Unterstützung erhält.
Traumatherapie ist ein achtsamer, schrittweiser (titrierter) Prozess, der darauf abzielt, möglichst ungeschützte Retraumatisierungen
zu vermeiden und Heilung zu ermöglichen. Obwohl Retraumatisierung oft mit negativen Konsequenzen verbunden
ist, ist es wichtig zu erkennen, dass es auch Momente gibt, in denen eine Rückkehr zu früheren Erfahrungen oder Emotionen
zur Heilung beitragen kann. Es ist jedoch entscheidend, dass solche Erfahrungen in einem sicheren und unterstützenden Umfeld
verarbeitet werden.
Traumafolgestörugen, Bindungsstörungen: Trauma als Ursprung weiterer psychischer Störungen
Ein negativer Aspekt von Trauma ist, dass es häufig der Ursprung für andere psychische Erkrankungen sein kann, wie z.B. Depressionen,
Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Suchterkrankungen. Oft wird auf Symptomebene diagnostiziert, während das zugrunde liegende Trauma unberücksichtigt und unversorgt bleibt.
Im Zusammenhang mit Trauma gibt es drei typische Reaktionsmuster des Körpers auf eine als bedrohlich bewertete Situation:
Fight (Kampf): Der Betroffene versucht, sich aktiv zu verteidigen.
Flight (Flucht): Der Betroffene versucht, der Gefahr zu entkommen.
Freeze (Erstarren): Der Betroffene erstarrt, weil weder Flucht noch Kampf möglich erscheinen.
Diese Zustände sind Überlebensmechanismen, die instinktiv ausgelöst werden.
Zu einem gewissen Zeitpunkt passiert etwas im Menschen, es wird etwas entschieden wie ich umgehe mit mir, wie ich denke über die Umwelt, die Menschen, die Situation. Ich entscheide mich für eine Form der Abwehr. Wie auch immer sie ist. Symptome sind Teil dessen.
Traumatherapie
Gabor Maté betont, dass es in der Traumatherapie darum geht, diesen Kreislauf zu durchbrechen und den Menschen wieder in seine
Selbstermächtigung und Handlungsfähigkeit zu führen. Der Fokus liegt darauf, Stabilität zu erlangen und eine neue innere Sicherheit
aufzubauen.
Um dies zu erreichen, arbeiten wir mit verschiedenen therapeutischen Werkzeugen, wie z.B.:
Psychoedukation: Behandlung von Traumafolgestörungen (traumatische Prozesse, Symptome, Bewältgigungsstrategien, Behandlungsmöglichkeiten, Risiken, Nebenwirkungen)
Metaebene: Diese Ebene in der Therapie beschreibt eine distanzierte Perspektive, bei der man die eigenen Gedanken, Emotionen und Verhaltensmuster von außen betrachtet, ähnlich wie ein Beobachter, um besser zu verstehen, was im Inneren passiert.Der sichere Ort: Ein Ort oder Raum wird in der Vorstellung geschaffen, an dem der Patient Schutz und Geborgenheit finden kann um Resourcen zu gewinnen
Arbeit mit inneren Anteilen sogenannten Ego-States : Ziel ist es, die Ich-Struktur besser zu verstehen und verletzte und oft abgespaltene Teile der Persönlichkeit zu integrieren, Assoziationen und Symptome besser zu verstehen.
Therapeutische Ich-Spaltung: Dies ermöglicht einen bewussteren Zugang zu den eigenen Emotionen und Reaktionen aus einer Distanz,
das hilft dabei innere Konflikte zu klären und belastende Gedanken und Gefühle besser zu verstehen. Der Kern der Idee ist, dass man sich sozusagen in verschiedene „Ich-Teile“ aufteilt, um einen klareren Blick auf verschiedene Seiten des eigenen Erlebens zu bekommen, (s. Ego-State-Therapie)
Ressourcenaktivierung: Dabei werden die inneren Stärken und Fähigkeiten der Betroffenen gefördert.
Trigger, Stressoren, Angst: Analysen und Explorieren
Diese achtsame und schrittweise Herangehensweise hilft in der Traumaarbeit. Innere Anteile die verletzt werden erfahren Aufmerksamkeit und eine Versorgung. Dadurch kann der Mensch gestärkter und resilienter aus der Therapie hervorgehen.
Das Gefühl der Verbundenheit – das oft im Verlauf traumatischer Erfahrungen verloren geht –und sich in Form eines abgespaltenen
Anteils zeigt, kann durch diesen Prozess wiederhergestellt werden.
Wichtig sind zwei Aspekte in der Traumatherapie: Die Beziehung zwischen dem Patienten/der Patientin und dem Therapeuten/der Therapeutin.
Sicherheit, Vertrauen und Offenheit sind der Boden der Beziehung.
Der Mensch wünscht nichts mehr als wahrgenommen, gehört und verstanden zu werden und sich zu äußern.
Im zweiten Schritt, oftmals passiert dies ohne dass man dies einen Schritt nennen kann unabsichtlich, ist es den Zugang zu dem verletzten Anteil zu suchen um ihm überhaupt (wieder) ein Gefühl von Bindung zu ermöglichen.
Der Organismus hat Gründe warum er etwas tut. Warum wir so denken, warum wir so sind wie wir sind und warum wir gewisse Abwehrmechanismen entwickelt haben. Indem wir forschen wie es kam, dass wir so denken, können wir es neu denken. Sprache kann sehr achtsam und heilsam sein, da
gerade die Sprache oft zur Verletzung führte kann sie ebenso wieder zur Selbstheilung beitragen. Metaphern und Bildsprache helfen dabei.
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Praxis für Psychotherapie | Logotherapie und Extistenzanalyse | Coaching | Manuela Wörle Heilpraktikerein für Psychotherapie
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